Thursday, February 16, 2017

Alle Wege führen nach Chania

Das Wetter soll heute ein bisschen besser sein, also will ich an die Südküste nach Prevelli trampen und vielleicht sogar so eine Schlucht hoch oder runter wandern, je nachdem wie es sich ergibt. Nach einer halben Stunde habe ich meinen Spot erreicht, hier war ich gestern schon mal, und ich frage mich inzwischen ob sich der Aufwand wohl gelohnt hat, denn der eisige Wind pfeift mir schon wieder um die Ohren. 

Aber nach kurzer Zeit nimmt mich ein Mann im Jeep mit bis nach Mixorouma - eh schon viel weiter als erhofft - und bringt mich dann auch noch die letzten drei Kilometer bis nach Spili. Da ists noch kälter und windiger als in Rethymno, und zu sehen gibt es auch nichts. 

Ich trinke einen Kaffee und gehe dann Richtung Mournes, wird mich schon jemand mitnehmen weiter nach Süden. 6 Autos kommen mir entgegen, keines fährt in meine Richtung. Endlich oben angekommen ist bis auf einen alten Mann im Kafenio keine Menschenseele zu sehen, im ganzen Dorf nicht. Auch kein Auto weit und breit. Und der Wind bläst. 

Das wird wohl nichts mit Südküste, also die andere Straße wieder runter. 2 Autos kommen mir entgegen, keines fährt in meine Richtung - eh klar. Die Stimmung erreicht ihren Tiefpunkt während ich durch das trostlose  Mixorouma wieder Richtung Rethymno gehe. 

Es ist gerade mal 14 Uhr, und schon zurück will ich nicht. Nach Chania könnte ichs versuchen, aber bei meinem Glück.. Ein Auto mit Darmstädter Kennzeichen hält an, das Rentnerpärchen fährt nach Rethymno, "aber nur zu dem Bäcker da an der Hauptstraße" - denn dann geht es weiter nach Chania! Hui!


Dort angekommen ist es vier Grad wärmer und die Sonne scheint. Trotzdem bin ich skeptisch, der Wind ist wieder mal eisig und die Wellen schwappen weit über den Gehweg am Hafenbecken. Ein alter Mann mit Ray-Ban, Lederjacke und Pfeife im Mund lehnt lässig an der Mauer und beobachtet das Schauspiel. Robert ist frühpensionierter Feuerwehrmann aus New York und finanziert seine Reisen mit seiner kleinen Pension und Börsenpekulationen. 

Scheint gut zu laufen für ihn, und diese Begegnung ändert auch meine Laune endgültig zum Positiven: Ich gehe auf dem langen Steg in Richtung Leuchtturm, die Wolken reißen auf, und die Sonne blendet mich. Hinter der Silhouette von Chania erheben sich Lefka Ori, die Weißen Berge. Ich esse eine Orange, die ich irgendwo zwischen Spili und Mixorouma gefunden habe. Läuft.

Wie überall wartet man in Chania noch auf die Touristen, bevor der Großteil der Geschäfte öffnet, und die vielen Bestuhlungen draußen wirken deprimierend ausgestorben. Aber heute ist "Grilldonnerstag", und es ist Brauch, auf der Straße Barbecues für die Leute aus der Nachbarschaft zu veranstalten. Ich bin auch eingeladen, omnomnom.


Gegen 21 Uhr komme ich mit dem Bus wieder in Rethymno an und finde die Stadt wie ausgewechselt. Wo haben sich all die Menschen, die sich jetzt in bunten Kostümen lärmend auf den Straßen drängen, nur die ganze Zeit versteckt?

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