Friday, February 24, 2017

Urlaub

Ich darf die ganze Woche in Dakanari bleiben, während Nancy weg ist, und habe meine kleine Gegenleistung (Gemüsebeet von Unkraut befreien und Fenster putzen) schon lange erledigt - erst die Arbeit, dann das Vergnügen, eh klar. Vor ein paar Tagen habe ich außerdem Harry Potter Teil 4 und 5 im Bücherregal im Keller gefunden und bin extra früh aufgestanden um jede sonnige Minute lesend draußen auf dem Balkon verbringen zu können. Einmal dachte ich, es sei eine gute Idee, eine Wanderung zu unternehmen, und kam weit nach Einbruch der Dunkelheit zurück, weil ein Weg auf meiner Karte in der Realität nicht (mehr?) existierte. Daher blieb ich gestern wieder auf meinem Balkon. Heute aber machte ich bei leichtem Nieselregen einen Spaziergang runter nach Mirtos und traf mich mit Markus, der mir Bargeld aus Ierapetra mitgebracht hat, im Supermarkt. Der Rückweg wurde mir glücklicherweise größtenteils durch eine Mitfahrgelegenheit erspart - mehr Zeit zum Lesen! 👓

Tuesday, February 21, 2017

Zurück nach Dakanari

Der Hergang meiner 14-stündigen Rückreise-Odyssee war schon fein säuberlich aufgeschrieben, ging aber dank eines Fehlers in der App verloren. Dumm gelaufen, muss ich die Geschichte halt erzählen. Fotos gibts nichts viele, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, den Daumen rauszuhalten 👌

Sunday, February 19, 2017

An die Südküste

Christian kriegt Besuch, deswegen muss ich ausziehen - war eh lange genug da, vielen Dank dafür! Ich trinke noch einen Kaffee, beobachte das Verkehrschaos vor dem Großen Tor der Altstadt, und genieße die ersten richtigen Sonnenstrahlen seit Tagen, bevor Christian mich im Mietwagen mit Richtung Chania nimmt. 


Bei Vrises steige ich aus und erst mal das Stück Marmorkuchen, das ich mir noch von Stella geholt habe. Nach kurzer Zeit nimmt mich Georgis mit, der wegen mir extra noch mal umgedreht ist. Er wohnt in  Frangokastello und arbeitet vor allem als Fischer, aber die Familie hat auch Schafe, Ziegen, Hühner, Olivenbäume - das übliche halt. Nach kurzem Zögern fahre ich aber doch nicht mit nach Frangokastello, sondern will nach Chora Sfakion, von wo ich es vielleicht noch nach Loutro schaffen kann, welches nur zu Fuß oder mit der Fähre zu erreichen ist. Georgis fährt mich hin.


Der Ort ist wie gewohnt ausgestorben, ein Mann begegnet mir auf meinem Spaziergang durch die Haupt"Straße". Ich verstecke meinen Rucksack auf der Terrasse einer geschlossenen Taverne und plane, am Strand zu übernachten, zu dem von der Terrasse eine Treppe herunterführt - das wäre doch cool.
Dann wandere ich los Richtung Loutro, erst auf einer Asphaltstraße entlang, die sich dann den Berg hinaufschlängelt und von der der Wanderweg abzweigt und am Hang entlang verläuft. Das Schild ist durchlöchert, die Leute hier sind bekannt für ihren illegalen Waffenbesitz.


Ich schaffe es nur bis zum Sweet Water Beach (ungefähr die Hälfte der Strecke), dann muss ich umkehren, weil ich nicht riskieren will in die Dunkelheit zu geraten. Schade. Aber auch diese kurze Wanderung ist atemberaubend; die beeindruckende Weite, Schönheit und Ruhe der Umgebung lassen sich nur schwer mit der Kamera festhalten. Einmal setze ich mich hin und genieße, und muss mich schließlich mit aller Kraft zwingen, wieder aufzustehen.


Zurück in Chora Sfakion will ich eigentlich nur etwas Brot und Käse zum Abendessen kaufen, aber bis auf eine überteuerte Taverne ist alles geschlossen. Also esse ich dort mit Chorta ("Unkraut") gefüllte Teigtaschen, die zu meinem Leidwesen frittiert sind, und gehe dann noch mal auf Erkundungstour, am Strand ist es nämlich ziemlich windig. Oberhalb des Dorfes gibt es ein kleines Wäldchen mit einem "Campen verboten"-Schild davor - hier muss es gute Plätze geben, denke ich mir, und werde fündig. 

Bis 21 Uhr ist noch einiges los auf der nahegelegenen Straße, dann höre ich nur noch die Hunde und das dumpfe Meeresrauschen.

Thursday, February 16, 2017

Alle Wege führen nach Chania

Das Wetter soll heute ein bisschen besser sein, also will ich an die Südküste nach Prevelli trampen und vielleicht sogar so eine Schlucht hoch oder runter wandern, je nachdem wie es sich ergibt. Nach einer halben Stunde habe ich meinen Spot erreicht, hier war ich gestern schon mal, und ich frage mich inzwischen ob sich der Aufwand wohl gelohnt hat, denn der eisige Wind pfeift mir schon wieder um die Ohren. 

Aber nach kurzer Zeit nimmt mich ein Mann im Jeep mit bis nach Mixorouma - eh schon viel weiter als erhofft - und bringt mich dann auch noch die letzten drei Kilometer bis nach Spili. Da ists noch kälter und windiger als in Rethymno, und zu sehen gibt es auch nichts. 

Ich trinke einen Kaffee und gehe dann Richtung Mournes, wird mich schon jemand mitnehmen weiter nach Süden. 6 Autos kommen mir entgegen, keines fährt in meine Richtung. Endlich oben angekommen ist bis auf einen alten Mann im Kafenio keine Menschenseele zu sehen, im ganzen Dorf nicht. Auch kein Auto weit und breit. Und der Wind bläst. 

Das wird wohl nichts mit Südküste, also die andere Straße wieder runter. 2 Autos kommen mir entgegen, keines fährt in meine Richtung - eh klar. Die Stimmung erreicht ihren Tiefpunkt während ich durch das trostlose  Mixorouma wieder Richtung Rethymno gehe. 

Es ist gerade mal 14 Uhr, und schon zurück will ich nicht. Nach Chania könnte ichs versuchen, aber bei meinem Glück.. Ein Auto mit Darmstädter Kennzeichen hält an, das Rentnerpärchen fährt nach Rethymno, "aber nur zu dem Bäcker da an der Hauptstraße" - denn dann geht es weiter nach Chania! Hui!


Dort angekommen ist es vier Grad wärmer und die Sonne scheint. Trotzdem bin ich skeptisch, der Wind ist wieder mal eisig und die Wellen schwappen weit über den Gehweg am Hafenbecken. Ein alter Mann mit Ray-Ban, Lederjacke und Pfeife im Mund lehnt lässig an der Mauer und beobachtet das Schauspiel. Robert ist frühpensionierter Feuerwehrmann aus New York und finanziert seine Reisen mit seiner kleinen Pension und Börsenpekulationen. 

Scheint gut zu laufen für ihn, und diese Begegnung ändert auch meine Laune endgültig zum Positiven: Ich gehe auf dem langen Steg in Richtung Leuchtturm, die Wolken reißen auf, und die Sonne blendet mich. Hinter der Silhouette von Chania erheben sich Lefka Ori, die Weißen Berge. Ich esse eine Orange, die ich irgendwo zwischen Spili und Mixorouma gefunden habe. Läuft.

Wie überall wartet man in Chania noch auf die Touristen, bevor der Großteil der Geschäfte öffnet, und die vielen Bestuhlungen draußen wirken deprimierend ausgestorben. Aber heute ist "Grilldonnerstag", und es ist Brauch, auf der Straße Barbecues für die Leute aus der Nachbarschaft zu veranstalten. Ich bin auch eingeladen, omnomnom.


Gegen 21 Uhr komme ich mit dem Bus wieder in Rethymno an und finde die Stadt wie ausgewechselt. Wo haben sich all die Menschen, die sich jetzt in bunten Kostümen lärmend auf den Straßen drängen, nur die ganze Zeit versteckt?